Sprachstörungen bei Kindern haben drastisch zugenommen und werden oft zu spät erkannt. Das sagt der Forschungsbereichsleiter beim Wissenschaftlichen Institut der AOK, Helmut Schröder, in einem Interview in der aktuellen Ausgabe des Magazins “Der Spiegel”. Grund für die sprachlichen Defizite: übermäßiger Medienkonsum.

Seit dem Jahr 2003 sei, so Helmut Schröder, die Zahl der AOK-versicherten Jungen, die eine Sprachtherapie benötigen, um 33 Prozent gestiegen, bei Mädchen liege die Steigerungsrate bei 26 Prozent.

Zu viel Zeit vor Fernseher und Computer

“Im gleichen Zeitraum wurden auch über zehn Prozent mehr Ergotherapien für Kinder verordnet”, konstatiert Schröder. Den Hauptgrund sieht der Wissenschaftler in dem übermäßigen Medienkonsum in den Elternhäusern: “Kinder verbringen zu viel Zeit vor Fernsehern, Computern und Spielekonsolen.” Dagegen kämen Tätigkeiten, die die soziale, motorische und sensomotorische Entwicklung fördern, zu kurz.

Die häufigsten Erscheinungen seien dabei Sprachentwicklungsstörungen und Defizite beim Zusammenspiel von Sinneseindrücken und Bewegungen, also sensomotorische Fähigkeiten. “Viele Kinder beginnen zu spät zu sprechen oder haben Schwierigkeiten, Lautgestalten wahrzunehmen und Sätze zu bilden”, so der Experte. Insbesondere Kinder aus sozial schwachen Familien seien von den Defiziten stark betroffen.

Schröder mahnt, auf die Sprachentwicklung schon im Kindergartenalter zu achten. “Sprachstörungen werden oft erst beim Übergang zwischen Kindergarten und Grundschule erkannt.” Dies allerdings sei zu spät.

A.Lehmann

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